Mauthausen
In Fließrichtung der Donau betrachtet ist Mauthausen der erste Abschnitt des Machlanddamms. Sehr viele der rund fünftausend Einwohner des Donaumarktes und große Teile des historischen Ortskerns waren seit jeher von den Donauhochwässern betroffen. Der erforderliche HQ100-Schutz gegen Donauhochwasser wird in Mauthausen durch eine Kombination von stationären und mobilen Schutzmaßnahmen über eine Gesamtlänge von 3,365 km, davon 1,916 km Neubaustrecke bewirkt. Die Maßnahmen gliedern sich in die folgenden Anlageteile, die in weiterer Folge beschrieben werden:
- Maßnahmen entlang des Donauufers: Feste Anlagen in Form von Mauern, Sockel sowie darauf aufgesetzte mobile Anlagen, inklusive der Neuherstellung des Treppelweges.
- Verbesserung von Standsicherheiten: technische Maßnahmen zur Adaptierung des bestehenden Dammes der B3.
- Hinterlandentwässerung: Maßnahmen zur Ableitung der Grillenbäche bzw. der sonstigen Oberflächenwässer im Polder (sowohl aus Kanälen, als auch der diffuse flächige Abfluss) sowie des unter der Schutzanlage im Hochwasserfall einströmenden Qualmwassers.
Interview nach dem Juni Hochwasser 2013.
Mauern und Mobilschutzanlagen wurden ohne Freibord ausgeführt. Aufgrund der Abflusssituation (Lage im Außenboden direkt am Strom mit teilweise starker Strömung) wurde der Einfluss der Strömung miteinbezogen und das Energieflächenniveau mit einer mittleren Höhe von 10 cm ermittelt (Zuschlag f. Querneigung). Die Oberkante der neu errichteten Hochwasserschutzanlage liegt somit 10 cm über dem HW100-Niveau. Der bestehende Damm der B3 sowie der Begleitdamm im Bereich der Mauthausener Brücke, mit an sich ausreichender Höhenlage über dem HW100, wurden in das Schutzsystem integriert. Dazu erfolgten Standsicherheitsuntersuchungen für den Fall des einseitigen Einstaues bei Hochwasser.
Durch die Forderung der Marktgemeinde Mauthausen nach der Aufrechterhaltung des freien Durchblickes vom Ortszentrum direkt auf die Donau war der Hochwasserschutz in diesen Bereichen nur mittels mobiler Elemente zu bewerkstelligen.
Die Hinterlandentwässerung wird aus der angenommenen Verknüpfung HQ100 Donau – HQ10 einmündendes Gewässer mit 10 jährlicher Auftrittswahrscheinlichkeit angenommen. Dies betrifft die einmündenden Gewässer (Grillenbäche) sowie den flächigen oberflächlichen Zufluss. Insgesamt wurden 10 Pumpwerke zur Hinterlandentwässerung installiert. Alle Pumpwerke sind mit baugleichen Reserveaggregaten ausgestattet. Für jede Pumpe besteht eine eigene Rückschlagklappe.
Die Steuerung der Pumpstationen erfolgt autark an jeder Pumpstation, eine Überwachung ist zentral über die Leittechnikzentrale der MDB - Machlanddamm-Betriebs GmbH möglich.
Mobiler Hochwasserschutz
Mobile Hochwasserschutzsysteme vereinen die Zweckmäßigkeit der Abwehr von Flutkatastrophen und gleichzeitig die Erhaltung der Ästhetik des bestehenden Ortsbildes. Mauthausen ist hierfür ein perfektes Beispiel und erlangte durch die Errichtung eines solchen Systems optimalen Schutz vor Hochwässern, ohne an Attraktivität zu verlieren.
Mobile Schutzwände müssen den Spagat zwischen einer leichten bzw. raschen Handhabung und einem hohen Grad an Sicherheit unter Höchstbelastung bei Hochwasser schaffen. Das in Mauthausen eingesetzte System wurde von der Firma IBS TECHNICS GMBH entwickelt und ist genau dazu im Stande.
Die Vorteile liegen einerseits in den verwendeten Materialien und andererseits in den wenigen benötigten Systemkomponenten.
Grundsätzlich besteht diese mobile Hochwasserschutzwand aus einem fix installierten Bauteil, also dem Betonfundament mit Ankerplatte und zwei beweglichen Hauptkomponenten, den Mittelstützen und den Dammbalken. Die Mittelstützen werden auf die Ankerplatten aufgesetzt und mit Schrauben fixiert. Im Anschluss werden dazwischen die Dammbalken eingehängt und je nach Bedarf übereinander angeordnet.
Als Material wurde von der Firma IBS Aluminium gewählt. Dadurch konnte in Verbindung mit der richtigen Konstruktionsform die benötigte Stabilität erreicht und gleichzeitig eine leichte Handhabung ermöglicht werden.
Genaues Arbeiten ist die Basis für ein funktionierendes System und in weiterer Folge für die Sicherheit der Bevölkerung hinter der Schutzanlage.
Vor dem Einbringen der Schrauben in die Schraubenlöcher sind Verunreinigungen der Gewinde zu beseitigen. Auch ist auf das richtige Drehmoment beim Fixieren der Schrauben zu achten. Lockere Schrauben auf der Wasserseite können im Ernstfall nicht mehr korrigiert werden und wurde das Material auf Grund zu viel Kraftanwendung beschädigt, kann ein Versagen der Anlage nicht ausgeschlossen werden.
Neben einer exakt lotrechten Ausrichtung der Stützen ist auch auf die Schadenfreiheit der Dichtungselemente zu achten, um Wassereintritt in den geschützten Raum zu vermeiden.
Im Hochwasserfall spielt der Faktor Zeit immer eine wichtige Rolle und dementsprechend rasch sollte ein Aufbau der Schutzanlage ablaufen. Die Basis wurde durch die Wahl des Systems bereits gelegt.
Eine reibungslose Logistik im Hintergrund ist jedoch mindestens so wichtig und kann nur von den vor Ort tätigen Kräften gewährleistet werden.
In Mauthausen wurde in intensiver und äußerst konstruktiver Zusammenarbeit zwischen der MDB Machland-Damm Betriebs GmbH und den Verantwortlichen der örtlichen Feuerwehr ein höchst effektiver Ablauf entwickelt. Sogar eine Weiterentwicklung der Versetzwerkzeuge und Transportgebinde konnte durch die gemeinsame Arbeit erzielt werden.